Geschichte. Die ornithologische Sammlung erstreckt sich über zwei Jahrhunderte ornithologischer Forschung und Sammlung. Alexander Koenig, der Gründer und Direktor des Museums, begann in den 1870er Jahren mit dem Sammeln von Vögeln. Seine Vogelsammlung, insbesondere die Vogeleier-Sammlung, wurde zur Keimzelle des heutigen Museums Koenig. Als begeisterter Sammler investierte Alexander Koenig (1858-1940) sowohl sein Vermögen als auch sein persönliches Engagement in die Erweiterung der Vogelsammlung und das Wachstum des Museums als Forschungseinrichtung. Seitdem gab es durch den Erwerb großer privater Sammlungen umfangreiche Wachstumsphasen. Der Tausch von Präparaten sowie eigenhändiges Sammeln trugen sowohl zur Vervielfältigung der Sammlung als auch zur Erweiterung von Präparate-Serien bei.
Sammlung. Der größte Teil der ornithologischen Sammlung besteht aus trocken konservierten Exemplaren. Derzeit umfasst sie etwa 76.000 Bälge, 9.000 aufgestellte Vögel, 8.000 Skelette, 14.000 Federbögen sowie Deutschlands größte Eiersammlung mit etwa 85.000 Eiern. Weitere 1.700 Vogelnester sowie einige hundert Präparate in Alkohol sind ebenfalls Teil der Sammlung. In der Biobank des Museums werden referenzierte Teilproben von Organ- oder Gewebematerial aufbewahrt. Die Typusexemplare in der ornithologischen Sammlung repräsentieren 322 wissenschaftliche Vogelnamen. Die geographischen Schwerpunkte der Sammlung liegen in die Paläarktis, der Afrotropis und der Neotropis. Taxonomisch sind Finken (Fringillidae), Weber (Ploceidae) und Kolibris (Trochilidae) sehr gut vertreten. Von erheblicher wissenschaftlicher Bedeutung sind Lokalserien (Bälge, Federn, Eier), die aufschlussreiche Querschnitte der Merkmalsvariation von Vogelpopulationen an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit darstellen. Mit Hilfe moderner Analysemethoden ermöglichen diese Serien vergleichende Studien mit heutigen Populationen am selben Ort. Die derzeit stattfindende Digitalisierung der Sammlung erleichtert außerdem das physische und digitale Wiederauffinden von Präparaten und deren Begleitdokumentation.
Forschung. Derzeit konzentriert sich die Sektion Ornithologie auf sammlungsbasierte Forschung in den Bereichen Systematik, Taxonomie, Phylogenetik und Zoogeographie der Vögel mittels kombinierter vergleichender Methoden (Molekulargenetik, Morphologie, Ökologie). Unsere Forschung ist jedoch nicht nur auf die Sammlung des Museums beschränkt. Sie umfasst auch Feldarbeiten mit einem Schwerpunkt auf dem Horn von Afrika, welche die bestehende Forschungs- und Sammlungstradition des Museums in der afrotropischen Ornithologie ergänzen. Der Schwerpunkt dieser Studien liegt auf endemischen Vogelpopulationen mit begrenzten oder isolierten Verbreitungen. Solche Forschungen können nur in enger Zusammenarbeit mit regionalen Partnern, von Universitäten bis hin zu Nichtregierungsorganisationen, durchgeführt werden.