Die Nachwuchsgruppe "Adaptive Genomics of Sulawesi Ricefishes" wurde von 2017 bis 2022 von der Leibniz-Gemeinschaft gefördert. Seit 2022 ist sie in der Sektion Evolutionäre Genomik aufgegangen.
Von besonderem Interesse in der Evolutionsbiologie sind phänotypische Veränderungen, die die Nutzung bisher nicht verfügbarer ökologischer Ressourcen (oder Nischen) ermöglichen. Diese Merkmale, die oft als evolutionäre (Schlüssel-) Innovationen oder adaptiver Durchbruch bezeichnet werden, können komplex sein und grundlegende Änderungen imLebenszyklus nach sich ziehen.
Neuartige Fortpflanzungsstrategien sind in diesem Zusammenhang besonders interessant, da diese häufig komplexen Anpassungen mit Veränderungen in der Morphologie, Physiologie und des Lebenszyklus verbunden sind.
Im Fokus der Forschergruppe steht eine besondere Reproduktionsstrategie die auch als Bauchbrüten oder Bauchflossenbrüten bezeichnet wird, und inmindestens zwei Linien der Reisfische (Actinopterygii: Adrianichthyidae) Sulawesis entstanden ist.
Weibchen der bauchbrütenden Art Oryzias eversi mit Eiern.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Reisfischen, die ihre befruchtete Eier kurz nach dem Laichen abstreifen, tragen Weibchen von Bauchbrütern ihre Eier, bis die Larven schlüpfen. DieEier sind über Filamente mit dem Weibchen verbunden und durch eine einzigartige Struktur, den so genannten Plug, im Weibchen verankert. Der Plug ist ein vorübergehendes Gewebe, das sich nach dem Laichen bildet, durchblutet wirdund sich schließlich auflöst, nachdem die Jungtiere geschlüpft sind. Weitere offensichtliche morphologische Anpassungen sind eine Einbuchtung in der Bauchregion und verlängerte Bauchflossen, die nur bei brütenden Weibchen vorhanden sind.
Um die morphologischen und genomischen Grundlagen des Bauchbrütens sowie die Entwicklung und den Anpassungswert dieser neuartigen Fortpflanzungsstrategie zu untersuchen, verwenden wir einen holistischen Ansatz, der vergleichende Morphologie, Genexpressionsdaten, genomische Daten und Felddaten miteinander verbindet.