Bereits zur Eröffnung am 27. Januar waren Kaulquappen der heimischen Gelbbauchunke zu bewundern, kurz darauf laichten die Laubfrösche. Die tropische Regenbogenschmerle war die erste Fischart, deren Jungtiere in einem nachgebauten „Felsrutsch im Fluss“ auftauchten, gefolgt von den skurrilen Halbschnabelhechten. Inzwischen laichen auch regelmäßig zwei Arten Indonesischer Reisfische, die ihre Eier an den Flossen mit sich herumtragen. Jüngst haben sich unvermutet auch die ersten Reptilien vermehrt: Mehrere winzig kleine Chinesische Wasserskinke sind im großen Wasserfallterrarium aufgetaucht. Die Tiere, welche sich das große Wasserfallbecken mit Moos- und Winkerfröschen teilen, sind lebendgebärend. Da sie zur Zeit noch problemlos auf einer Fingerspitze Platz nehmen können und mit kleinen Futtergrillen verwechselt werden könnten, werden sie im Moment hinter den Kulissen vom Tierpflege Team des Museums groß gezogen, bis sie demnächst in das große Becken einziehen können.
„Das Wohlbefinden der Tiere hängt ganz wesentlich vom Fingerspitzengefühl der Kollegen aus unserer Tierpflege ab“, erläutert Privatdozent Dr. Fabian Herder, Leiter der Abteilung Wirbeltiere im ZFMK. Er hat die Ausstellung zusammen mit dem Team der Ausstellungsabteilung des Museums konzipiert und freut sich nun über den Erfolg. Als „Ichthyologen“ – Spezialist für Fischarten – begeistert ihn besonders die Vermehrung der Asiatischen Regenbogenschmerle. „Die Gruppe der Schmerlenartigen zählt mehr als 1000 Arten – über die Biologie der meisten davon ist so gut wie nichts bekannt. Haltung und Zucht im Aquarium tragen dazu bei, diese Wissenslücke zu schließen.“
„Dies trifft ebenso auf die große Mehrheit der Amphibien und Reptilien zu“, ergänzt Dr. Dennis Rödder, Fachmann für Amphibien und Reptilien des Museums. „Bis zu 30% der weltweit bekannten Arten gelten als bedroht, für weitere etwa 20-25 % fehlt die Datengrundlage für eine fachgerechte Einschätzung. Insbesondere Informationen über ihre Vermehrung in Gefangenschaft sind hier wertvoll und können z.B. in Erhaltungszuchtprojekte einfließen. Dass sich unter den Amphibien und Reptilien gerade die Wasserskinke mit ihrer eher versteckten, kryptischen Lebensweise als erste vermehrt haben zeigt, wie naturnah die Aquaterrarien gestaltet wurden, damit eine artgerechte Haltung möglich ist“.
Natürlich wuchern und blühen auch viele seltene Pflanzen aus den Habitaten der Bewohner in der Ausstellung. Die Becken leben und verändern sich mit der Zeit, ein Blick in den „Lebensraum Süßwasser“ lohnt immer wieder.
Der Eintritt der Dauerausstellung „Wasser – Leben im Fluss“ ist im regulären Eintrittspreis des Museum Koenig enthalten, und während der regulären Öffnungszeiten möglich.
Bild: Jungtier eines Chinesischen Wasserskinks aus der Ausstellung des Museum Koenig. © M. Flecks, ZFMK.
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Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.
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