„Teils bizarre, teils schöne Bilder, die teilweise schon an Werke der bildenden Kunst erinnern, wecken insbesondere bei unsere jüngeren Besucher den Wunsch, die Natur zu schützen“ begründete Prof. Dr. Wolfgang Wägele in seiner Begrüßungsrede das Museum Koenig als Ausstellungsort.
„Die Jury bestehend aus Viola Brandt, Andreas Klotz und wir mussten nach der Wahl des Gewinnerbildes für den Fritz Pölking-Award durch Gisela Pölking die 21.654 Bildeinsendungen aus 38 Ländern bewerten. Eine aufwändige Prozedur vor einem großen Monitor“ erläuterte Mara Fuhrmann vom Projekt »natur und fotografie«, das seit 17 Jahren den internationalen Naturfoto-Wettbewerb »Glanzlichter« veranstaltet. „Eine digitale Überarbeitung ist beim Wettbewerb nur in bestimmten Grenzen erlaubt, die Einhaltung der Auflagen wird von uns anhand der RAW-Dateien kontrolliert“ ergänzte Udo Höcke, ebenfalls vom Projekt »natur und fotografie«. Die beiden „Macher“ der Ausstellung freuen sich sehr, dass die Ausstellung im Museum Koenig zu sehen ist.
Die Ausstellung wird während der regulären Öffnungszeiten gezeigt. Es wird kein gesonderter Eintritt erhoben. Der zur Ausstellung gehörige Katalog im Hardcover-Format von 21 x 30 cm umfasst auf 136 Seiten die 87 Siegerbilder sowie ein Grußwort der Schirmherrin Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Das durchgehend farbig illustrierte Werk ist für 20,- Euro auch an der Museumskasse erhältlich.
Der Gesamtgewinner (Allover-Winner) Thomas Kolenbrander aus Deutschland wurde mit seinem Bild „Dramaturgie des Himmels -Wolkenhimmel über West-Island“ aus 21.654 Bildeinsendungen ausgewählt. Der Naturfoto-Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltminister Barbara Hendricks und unter dem Patronat des DVF. Die Glanzlichter-Sponsoren aus der Fotoindustrie stellen die Preise im Gesamtwert von € 28.000 zur Verfügung.
Diese Fakten belegen eindeutig, welche Wertschätzung der größte deutsche Naturfoto-Wettbewerb seit Jahren genießt.
Auf der Fahrt zum Nationalpark þingvellir sah Kolenbrander einen außergewöhnlichen Wolkenhimmel im Westen Islands. Leider war weit und breit kein passendes Motiv zu sehen, mit dem er den Himmel hätte kombinieren können. Nach einigen Kilometern weiterer Fahrt hatte er Glück, weil eine hübsche Hügelkette auftauchte. Endlich war eine gute Komposition möglich. Wohlwissend, dass solche Wolkenkonstellationen nicht ewig andauern, rannte Kolenbrander über das Gelände auf einen Zaun zu, weil er diesen nicht in das Bild einbeziehen wollte. Am Zaun angekommen konnte er noch einige schöne Aufnahmen machen, bevor der Zauberhimmel wieder verflogen war.
Nikon D800, 4,0/16-35mm, ISO 100, f 11, 1/60 sec.
Das diesjährige Siegerbild wurde von der Jury einstimmig gewählt. Es ist in 18 Jahren „Glanzlichter“ Naturfoto-Wettbewerb erstmals ein Landschaftsfoto. Und es ist erstmalig ein Schwarz-Weiß-Bild.
Da in den vergangenen Jahren immer mehr Schwarz-Weiß-Bilder in verschiedenen Kategorien eingereicht wurden, gab es diesmal erstmals eine eigene Schwarz-Weiß-Kategorie. Und die Ergebnisse waren beeindruckend. Vielleicht auch, weil uns die Landschafts-Motive der Welt nur farbig bekannt sind. Es ist die Reduktion auf das Wesentliche. Nur dann gewinnt ein Schwarz-Weiß-Bild seine Ausdruckskraft und ragt aus allen anderen Kategorie-Siegern heraus. In der digitalen Fotografie muss der Fotograf schon bei der Aufnahme entsprechend komponieren und die farbige Sichtweise in Schwarz und Weiß sehen.
Drei Tage nahmen sich die Juroren die Zeit, um alle Bilder aus den Kategorien
Magnificent Wilderness
The Beauty of Plants
Nature as Art
Artists on Wings
The World of Mammals
Diversity of all other Animals
Wildlife in Human Environments
Black and White
Junior Award Winner
Junior Award
Fritz Pölking-Award
zu beurteilen.
Jedes Jahr werden zwei Sonderpreise werden ausgelobt: Der „Fritz Pölking-Award“ und der „Junior Award“.
In diesem Jahr gewann Heinz Buls aus Deutschland den Fitz Pölking-Award mit dem Bild „Großangriff Buntspecht und Eichelhäher“ Pfaffenhofen, Bayern, Deutschland. Dieser Preis wird zu Ehren von Fritz Pölking vergeben, dem bekanntesten deutschen Naturfotografen, der über Jahrzehnte der Naturfotografie mit seinen Ideen, Beiträgen und Fotos entscheidende Impulse gegeben hat. Das Gewinnerbild wird von seiner Witwe Gisela ausgewählt, die selbst Naturfotografin ist.
Buls fotografiert schon seit acht Jahren vor allem in den Wintermonaten verschiedenste Vogelarten in einem schwer zugänglichen Brachgelände, das von einem breiten Wassergraben umgeben ist. Dieses kleine Naturparadies liegt in der Nähe seines Wohnortes.
Im schneereichen Winter 2013 beobachtete er aus dem Tarnversteck heraus einen Buntspecht, der an einer morschen, abgebrochenen Birke herumhämmerte. Ein Eichelhäher, der diesen Stamm schon länger als Ansitz in Anspruch nahm, war mehr als empört über diesen Eindringling. Nach mehreren Drohkrächzern flog er den ersten Scheinangriff gegen den Specht, der aber völlig unbeeindruckt blieb. Die Kamera hatte Buls inzwischen voll auf diesen Schauplatz eingerichtet, doch der Specht alleine war noch kein so außergewöhnliches Fotomotiv, so hoffte er auf den Häher. Nach kurzer Ruhezeit flog der Eichelhäher diesmal ohne Vorankündigung einen erneuten Angriff. Doch trotz des deutlichen Größenunterschiedes ließ sich der Buntspecht nicht beirren, er hielt zur Verteidigung seinen kräftigen Schnabel dem Angreifer wie eine Speerspitze entgegen. Mehrere Großangriffe folgten, jedoch ohne Feindberührung.
Dann gab der Eichelhäher auf, flog auf den Boden, holte sich noch ein paar Körner und verschwand mit lautem Gekrächze. In diesen spannenden Momenten mit viel Adrenalin hatte Heinz nicht mal mehr bemerkt, wie kalt es an diesem Tag war. Und erst jetzt hatte er Zeit auf das Display der Kamera zu blicken, ob der Autofokus ihn nicht im Stich gelassen hatte. Mit zwei gelungenen Szenen war er mehr als zufrieden, denn dieses Schauspiel hat sich, wie so oft in der Naturfotografie, nie mehr wiederholt.
Begründung von Gisela Pölking
Es mag sein, dass mir als Naturfotografin dieses Jahr im Winter der Schnee für meine Motive fehlte, dass mir dieses Bild sofort ins Auge fiel. Auch die beiden Vögel, nicht selten Gäste an heimischen Futterplätzen, erwärmten mein Herz – es ist ein Motiv, das Heimat pur zeigt.
Es zeigt sich wieder einmal, dass jeder vor der Haustür interessante, lebendige Bilder gestalten und außergewöhnliche Situationen mit der Kamera einfangen kann. Inhaltlich birgt das Bild Ruhe und Lebendigkeit zugleich, obwohl ich vermute, dass die Ruhe des Spechtes nicht unbedingt dem Eichelhäher gefällt. Die monochrome Bildgestaltung des Umgrundes, des Stammes und das Schwarz-Weiß des Spechtes wird angenehm komplettiert durch die Farbigkeit des anfliegenden Eichelhähers.
Der Junior Award ging an Eva Haußner, 16 Jahre, Deutschland. ihr Bild trägt den Titel „Aus dem Nichts - Weibliche Azurjungfer“
Canon EOS 5D MarkII, Tamron 3,5/180mm Makro, Stativ, Reflektor, ISO 1600, f 5,6, 1/100sec.
In aller Herrgottsfrühe machte sich Eva mit einem Freund, dessen Fotoausrüstung sie nutzen darf, auf ins Dachauer Moos, um Libellen zu fotografieren. Nachdem sie schon von einigen anderen Libellen an diesem Morgen Fotos gemacht hatte, ergab sich für sie die Gelegenheit, diese Schönheit aus einen ganz neuen Blickwinkel zu fotografieren.
Eva experimentiert gerne mit der Kamera und sucht nach neuen Perspektiven. Sie versucht die Welt beim Fotografieren mit anderen Augen zu sehen und konzentriert sich auf das für sie Außergewöhnliche eines Tieres.
Hier bei der Libelle sind es für sie die faszinierenden, intensiv grünen Facettenaugen. Und diese sollten der Mittelpunkt dieser Aufnahme werden. So scheint die Libelle wegen der geringen Tiefenschärfe aus dem Nichts zu kommen. Es wirkt, als würde ein Wesen aus einer anderen Welt auftauchen.
------------------
Die wissenschaftlichen Untersuchungen des zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (Leibniz Institut für Biodiversität der Tiere) dienen dem Erhalt der Biodiversität. Insbesondere weil nur ein Bruchteil der existierenden Arten heute bekannt ist, drängt die Zeit, Methoden zu entwickeln, mit denen schnell und effizient Arten im Gelände bestimmt werden können. Näheres unter bonn.leibniz-lib.de
Die 88 Institute der Leibniz-Gemeinschaft erforschen drängende Probleme unserer Gesellschaft (z.B. Klimawandel, Volkskrankheiten, Bildung etc.), stellen wissenschaftliche Infrastrukturen zur Verfügung und beraten Politik und Gesellschaft auf Basis ihrer Forschungsergebnisse. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de