Ein weiteres Ergebnis der Diplomarbeit mit dem Titel "Vergleichende verhaltensphysiologische Untersuchung an der Laubheuschrecke Leptophyes punctatissima (BOSC, 1792) auf mögliche Auswirkungen von Pestiziden" war, dass Tiere einer Population aus einem pestizidbelastetem Habitat eine hochsignifikante Anzahl an Indivduen mit physischen Missbildungen aufwies, die vermutlich durch Häutungsprobleme entstanden waren.
Die duettierende Laubheuschrecke Leptophyes punctatissima (Bosc, 1792) lebt an Waldsäumen, in Bäumen und niederem Gebüsch, sehr oft an Feldrändern. In der konventionellen Landwirtschaft ist es üblich, Saatgut zu beizen und Felder mit Insektiziden zu besprühen, wobei auch die Saumhabitate und somit die Futterpflanzen der Heuschrecken diesen Giften ausgesetzt sind. In dieser Studie wurde untersucht, ob der Einsatz von Pestiziden Einfluss auf das Paarungsverhalten von Leptophyes punctatissima hat. Dazu wurden die Balzstridulation und das phonotaktische Laufverhalten von geschlechtsreifen Männchen dokumentiert und verglichen. Es erfolgte die Entnahme von Larven dieser Art an drei verschiedenen Standorten. Zwei Populationen wurden aus Habitaten entnommen, die sich in unmittelbarer Nähe zu konventionell bewirtschafteten Agrarflächen befinden und eine Referenzpopulation aus einem Waldgebiet ohne entsprechende landwirtschaftliche Nutzung.
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In den Versuchen wurden die Männchen mithilfe eines Laufkompensators und einem künstlich erzeugten Weibchensignal zur Balzstridulation und Phonotaxis animiert. Es erfolgte eine akustische und visuelle Aufzeichnung ihres Verhaltens, sowie eine Auswertung der dabei erhaltenen Daten. Des Weiteren konnten bioakustische Aufnahmen von Duetten gemacht werden, sowie Filmaufnahmen, die das komplette Fortpflanzungsverhalten dieser Heuschreckenart vom Gesangsduett über die Paarung bis zur Eiablagen erstmals vollständig dokumentieren. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von Tegmina (insbesondere Schrillleiste und Schrillkante), Ovipositor und männlichen Geschlechtsorganen ergänzen die Auswertungen.
Die Beobachtungen bezüglich Gesang und Phonotaxis, also das eigentliche Paarungsverhalten, erbrachte keine signifikanten Unterschiede. Allerdings zeigten die Männchen aus belasteten Habitaten eine Tendenz zu verringerter Motivation und zu Störungen in begleitenden Verhaltensweisen, wie erhöhte Lokomotion nach Abschalten der künstlichen Weibchenantwort. Der auffälligste Hinweis auf eine Störung fand sich in der Entwicklung der Tiere.
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