Totgeglaubte leben länger
In mittlerweile zahlreichen Fällen hat sich gezeigt, dass Tiergruppen, die als ausgestorben gelten, in Wahrheit Nachkommen haben, die entweder nicht als solche erkannt worden waren oder aber erst im Zuge neuerer Forschungstätigkeit wiederentdeckt worden sind. So sind sowohl die Vögel als auch die Krokodile überlebende Nachkommen der mesozoischen Dinosaurier, letztere mit nur 25, erstere dagegen mit ca. 10.000 Arten. Von den ebenfalls mesozoischen Schnabelköpfen (Rhynchocephalia) hat es nur die Brückenechse als einzige Art lebend in die Jetztzeit geschafft. Die rätselhafte Erdschlange Calabaria, ein Relikt aus dem tropischen Regenwald West- und Zentralafrikas, ist Zeitzeuge der Kontinentaldrift im Paläozän und afrikanisches Gegenstück zu sämtlichen südamerikanischen Boas. In der nächsten Tertiärphase, dem Eozän, existierten Arten, die schon die heute noch lebenden Familien repräsentierten: Geckos, echte Eidechsen und andere, die manchmal, wenn sie ausreichend klein waren, sogar komplett im baltischen Bernstein überliefert sind. Im folgenden Oligozän und Miozän tauchen dann die ersten heute lebenden Gattungen auf, allerdings wieder in Gestalt von Vorläuferarten, die es heute nicht mehr gibt. Die heute lebenden Arten lassen sich aber bis ins Plio-Pleistozän zurückverfolgen und entsprechen dem Alter dieses Zeithorizonts. Einige großwüchsige Formen z.B. auf den Kanarischen Inseln, galten als ausgestorben, wurden aber inzwischen wiederentdeckt. Aussterbeprozesse ereilten auch noch im Holozän die Populationen mancher Arten, doch auch hier gab es überraschende Wiederentdeckungen, wie z.B. die der mauretanischen Wüstenkrokodile. Die besprochenen Beispiele überlebender Taxa aus dem Bereich der Amphibien und Reptilien zeigen, dass die hierarchisch abgestuften Kategorien des zoologischen Systems recht gut mit den geologischen Epochen korrelieren.