Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

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Systematik der Blindschlangen

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Steckbrief

Titel des Projekts: 
Vergleichende Osteologie und phylogenetische Systematik von Blindschlangen aus der Familie Leptotyphlopidae (Squamata: Serpentes: Scolecophidia)
ZFMK-Projektleitung: 
Org. Einordnung: 
Forschungsobjekt(e): 
Schlangen, Blindschlangen, Leptotyphlopidae, Scolecophidia

Beschreibung

Die 142 derzeit anerkannten Arten der Familie Leptotyphlopidae umfassen die kleinsten aller Schlangen (meist unter 30 cm Gesamtlänge) und gehören zu den am wenigsten untersuchten und am wenigsten bekannten Reptilien. Aufgrund ihrer grabenden und nachtaktiven Lebensweise sind Freilandbeobachtungen rar und Fänge selten. Diese Kopf-voran grabenden Schlangen haben einen reduzierten Körperbau, und ein Großteil ihrer Unterschiede und ihres evolutionären Erfolgs werden mit Modifikationen in ihren winzigen Köpfen (oft nur 2-3 mm lang) in Verbindung gebracht. Sie sind extrem schwer zu bestimmen, da die meisten Arten einander äußerlich stark ähneln und nur eine begrenzte Anzahl von Diagnosemerkmalen zur Artunterscheidung verfügbar ist.

Bisher wurden zur Differenzierung fast ausschließlich extern morphologische Merkmale wie die Form und Beschuppung des Kopfes oder die Anzahl der dorsalen Körperschuppen verwendet, deren Werte sich jedoch bei vielen Arten überschneiden. Es gibt nur sehr wenige phylogenetische Analysen, die nur eine geringe Anzahl von Arten und oft nur eine einzige Probe pro Art einbeziehen.

Dennoch haben kürzlich veröffentlichte molekulare Analysen versteckte kryptische Diversität unter den Leptotyphlopidae aufgezeigt. Dies macht deutlich, wie groß Bedarf ist, weitere diagnostische Merkmale von systematischem und taxonomischem Wert zu identifizieren. Aufgrund der Seltenheit der Exemplare sollte der Schwerpunkt auf der Untersuchung von Merkmalen liegen, die mit nicht-destruktiven Methoden visualisiert werden können.

Ziel dieses Projekts ist es daher, umfangreiche molekulare und morphologische Daten der meisten Vertreter der Leptotyphlopidae zu sammeln und diese zum ersten Mal in einer taxonomisch umfangreiche Studie über die Variabilität und Phylogeographie der Familie zu analysieren. Damit soll ein jahrhundertealtes taxonomisches Problem gelöst und ein besseres Verständnis für diese komplizierte Gruppe ermöglicht werden, um die Artbestimmung auch für Wissenschaftler zu erleichtern, die keine Spezialisten für diese Gruppe sind.

Generische, sowie inter- und intraspezifische Beziehungen innerhalb der Familie sollen mit Hilfe moderner, nicht-destruktiver Technologien (computergestützte Mikrotomographie (microCT), geometrische Morphometrie) durch Kombination molekularer und morphologischer Daten (einschließlich osteologischer Merkmale) in einer großen phylogenetischen Analyse unter Einbeziehung der Mehrheit der Arten und Populationen einschließlich primärer Typen bzw. Topotypen untersucht werden.

Darüber hinaus soll die Familie Leptotyphlopidae als Modellsystem dienen, um zu testen, ob nicht-invasive CT-Bildgebung und geometrische Morphometrie generell zur morphologischen Differenzierung von Vertretern taxonomisch extrem komplizierter und vermutlich hochkryptischer Wirbeltiergruppen eingesetzt werden können.

Ort

Ansprechpartnerin / Ansprechpartner

Kuratorin Herpetologie
Strahlenschutzbeauftragte
Leiterin Tierhaltung
+49 228 9122-234
+49 228 9122-212
c.koch [at] leibniz-zfmk.de

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