Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

ist ein Forschungsmuseum der Leibniz Gemeinschaft

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Jahresbericht 2009

Grußwort des Direktors

Unser Institut befindet sich in einer Phase der Modernisierung und Erweiterung. Es gibt personelle Änderungen, Pläne für die Einrichtung neuer Arbeitsgruppen und zur Ausweitung des Forschungspotentials. Während die Renovierung der Gebäude schon seit vielen Jahren vorangetrieben wird, geht es jetzt um die Verbesserung der apparativen und personellen Ausstattung.

Das Jahr begann mit der Einstellung einer neuen Mitarbeiterin in der Verwaltung. Frau Heike Lenz wird künftig für alle Personalangelegenheiten zuständig sein. Parallel fand zusammen mit der Universität Bonn das Berufungsverfahren für die Professur Molekulare Biodiversitätsforschung statt. Der Ruf ging an Herrn Prof. Dr. Bernhard Misof, Hochschullehrer an der Universität Hamburg und vormals Laborleiter in Bonn am ZFMK. Das Verfahren wurde verzögert, da rechtliche Fragen zwischen der Universität Bonn, dem Wissenschaftsministerium (MIWFT) und dem Museum Koenig geklärt werden mussten. Herr Prof. Misof wird im Frühjahr 2010 den Aufbau des neuen Zentrums für Molekulare Biodiversitätsforschung am ZFMK beginnen.
Im Herbst zog der bisherige Leiter der Abteilung Arthropoda und Kustos für Coleoptera, Herr Prof. Dr. Michael Schmitt, mit seiner Familie nach Greifswald, weshalb Anfang 2010 auch diese Kustodie neu besetzt werden muss. Aus demselben Grund wurde die Aufgabe der Herausgabe der Bonner Zoologischen Beiträge auf Herrn Dr. Fabian Herder übertragen, dem Kustos für Ichthyologie, und die Leitung der Abteilung Arthropoda übernahm Herr Dr. Karl-Heinz Lampe.

Für den drängenden Raummangel, der durch den Ausbau der Forschungsabteilungen, das Wachstum der Sammlungen und die Drittmittelprojekte entsteht, hat das Direktorium dem Wissenschaftsministerium NRW mehrere Alternativen vorgeschlagen. Dieses willigte ein, eine Bürovilla anzumieten, die gegenüber dem Haupthaus an der Adenauerallee ab März 2010 frei wird. Die Planung für den Umzug in die "Sonnenvilla", die aufgrund eines Sandsteinfrieses mit Sonnenmotiv so getauft wurde, begann im Herbst 2009. Betroffen sind vor allem die Arbeitsgruppen, die bisher in Kellerräumen einquartiert sind oder Räumlichkeiten belegen, die ab 2010 für die neuen Mitarbeiter der Molekularen Biodiversitätsforschung gebraucht werden. Parallel wurden Raumpläne für einen Neubau erarbeitet. Da aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung keine Zuwendungen an das ZFMK möglich waren, soll mit Hilfe von Investoren gebaut werden. Ob diese Option realistisch ist, wird im Verlauf des Jahres 2010 zu klären sein.

Das Museum Koenig stand 2009 verstärkt im Rampenlicht der Medien. Ein herausragendes Ereignis war die Vergabe des mit 10.000 € dotierten Internationalen Demokratiepreises Bonn. Der Preis wurde am 24. April 2009 im Museum Koenig an Václav Havel überreicht, den Prager Bürgerrechtler, Schriftsteller und ersten nicht-kommunistischen Staatspräsidenten der CSSR. Der Preis wird von der Sparkasse Köln-Bonn und der Volksbank Rhein-Sieg gestiftet und weiterhin gefördert durch die Deutsche Welle und die Alexander Koenig Gesellschaft. Zur Feier kamen unter anderem der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, der deutsche Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier, Hans-Dietrich Genscher, Außenminister a.D., sowie die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann. Mit der Wahl des Museums Koenig als Veranstaltungsort für die Preisverleihung erinnert der Verein Internationaler Demokratiepreis Bonn an die Arbeit des Parlamentarischen Rates, der im Museum im Jahr 1948 die Beratung des Grundgesetzes begonnen hatte.

Am 15. Dezember besuchte die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel im Rahmen ihrer Wahlkampagne das Museum Koenig, wo sie den Ort der ersten Kabinettsitzungen nach dem 2. Weltkrieg (Hörsaal) und das erste Büro des Bundeskanzlers Konrad Adenauer (Ornithologische Bibliothek) in Augenschein nahm. Das Interesse an der historischen Bedeutung des Museums war auch im Jahr 2009 groß. Der Deutsche Olympische Sportbund erinnerte im Festsaal an die Gründung des Nationalen Olympischen Komitees vor 60 Jahren und brachte eine Erinnerungsplakette an. Im Dezember tagte das vollständige NRW-Kabinett unter Leitung des Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers im Adenauersaal. Bei diesem Anlass lernte das Kabinett die neuen Sammlungsräume der Entomologie und die neuen Aufgaben des Instituts im Forschungsbereich Biodiversität und Nachhaltigkeit kennen.

Die wissenschaftlichen Sammlungen sind weiter angewachsen. Kostbares Material, das zum wissenschaftlichen und kulturellen Erbe Deutschlands gehört, konnte gesichert werden. Dazu gehören die Sammlungen des kürzlich geschlossenen Fuhlrott-Museums in Wuppertal, sowie die umfangreiche Privatsammlung vor allem neotropischer Fauna von Prof. Müller (Universität Trier). Das am Museum Koenig vorhandene Biohistoricum (eine wertvolle Bibliothek historischer Biologie-Literatur) konnte durch den Erwerb der Lämmel-Bibliothek erheblich erweitert werden. Diese bibliophile Sammlung wurde u.a. mit Unterstützung der Universität Bonn erworben. Aufstellungsorte sind der Nordflügel des Hauptgebäudes und die Ornithologische Bibliothek (Adenauersaal), betreut wird die Sammlung ehrenamtlich durch Frau Dr. Katharina Schmitt-Loske. Eine kostbare Bibliothek zur Ökologie der Tropen ist die Erbschaft von Dr. Joachim Adis, der am Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön tätig war. Dieses Institut wurde geschlossen und es bestand die Gefahr, dass die Literaturbestände verstreut würden. Sie konnte jedoch ebenfalls ans ZFMK geholt werden.

Der Erfolg der laufenden Forschungsvorhaben kann den diesem Bericht beigefügten Tabellen mit Angaben zu Drittmittelprojekten, Projekten, laufenden Diplom- und Doktorarbeiten entnommen werden. Besonders wichtig war die Evaluierung des prestigeträchtigen DFG-Schwerpunktprogramms Deep Metazoan Phylogeny, das vom Direktor geleitet wird und an dem Wissenschaftler aus über 20 Instituten verschiedener Bundesländer teilnehmen. Die Gutachterkommission hat dem Programm eine dritte (und letzte Phase) genehmigt.

Um die Kooperation der Forschungsinstitute in Deutschland zu verbessern, hat der Direktor mit einigen gleichgesinnten Kolleginnen und Kollegen anderer Bundesländer den Humboldt-Ring gegründet. Dieses Netzwerk umfasst die leistungsfähigsten Naturkundeinstitute in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin. Ziel ist die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, gemeinsame Arbeit an großen Forschungsvorhaben und gemeinsame Repräsentation deutscher Interesse auf EU-Ebene und bei internationalen Organisationen. Das ZFMK ist besonders für die Organisation der Forschung zuständig.

Im Ausstellungsbereich gelang Ende des Jahres ein bemerkenswerter Coup: Die Einwerbung und Aufstellung einer sensationellen Dinosaurier-Ausstellung aus Argentinien innerhalb von nur 4 Wochen. Wir konnten eine Chance nutzen, die sich zufällig und kurzfristig anbot. Die Kosten für die notwendigen Umbauten der Ausstellungsfläche, Miete an die Besitzer der Präparate und für die Bewachung sind sehr hoch, werden jedoch durch den enormen Besucherandrang kompensiert. Es werden die größten bisher entdeckten Dinosaurier gezeigt und mehrere Stücke, die noch nie in Europa zu sehen waren. Dieser Kraftakt wurde dank der Unterstützung von Freunden des Museums möglich. Genannt seien hier die Bonner Firma SolarWorld und die Mitglieder des Kuratoriums der Alexander Koenig Gesellschaft. Kinder und Jugendliche, Fossilien-Liebhaber und Schulklassen sind begeistert.

Fast zeitgleich konnte vor dem Eingang des Museums ein Kunstwerk aufgestellt werden, ein Blickfang, der dazu beiträgt, auf die Bestimmung des Gebäudes aufmerksam zu machen. Der Bonner Künstler Egbert Verbeek stellte dem ZFMK die mythologisch wirkende Plastik einer Riesenschlange von ca. 8 m Länge zur Verfügung, die die Figur eines Menschen enthält. Die Einweihung des "Schlangenkoenigs" wurde im November mit einer öffentlichen Vorstellung des neuen Schlangenmagazins in der Sektion Herpetologie und einem dazu passenden Vortrag von Herrn Prof. Böhme verbunden, eine Veranstaltung, die sehr großen Zulauf hatte.

Der Öffentlichkeitsarbeit gelang mit einem schmalen Etat, aber durch Mitwirkung vieler Mitarbeiter (auch Doktoranden) die Organisation des Museumsmeilenfestes (21. - 24. Mai), das sehr abwechslungsreich war und bei sonnigem Wetter ein Publikumsmagnet wurde. Ein Erfolg war auch die Vortragsserie zum Darwin-Jahr, die Herr Prof. Schmitt organisiert hat. Das Interesse des Publikums an Fragen der Evolution und des modernen wissenschaftlichen Weltbildes bestätigt, dass für Wissenstransfer in die Öffentlichkeit ein großer Bedarf existiert. Passend zum Darwin-Jahr konnten wir auch eine Ausstellung über die Entstehung des Darwinschen Weltbildes zeigen, verknüpft mit Angaben über seine berühmte Weltumseglung. Diese Ausstellung wurde von der Stöckmann-Stiftung gefördert.

Mit der Teilnahme am Beethoven-Fest und ähnlichen Veranstaltungen ist das ZFMK sehr gut im kulturellen Leben der Region Bonn - Rhein-Sieg eingebunden. Die Kooperation mit der Alexander Koenig Gesellschaft hat diesen Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit wirksam verstärkt, zum Beispiel durch Konzerte, die die AKG organisierte. Eine weitere Aufgabe, die im Zentrum der Arbeit der AKG steht, ist die Einwerbung von Spendenmitteln für die geplante Dauerausstellung "Regenwald". Im Verlauf des Jahres 2009 hat sich der Mittelzufluss erheblich verstärkt (siehe Bericht der AKG, Kapitel 5.3). Die AKG, allen voran der Präsident, Herr Dr. Uwe Schäkel, war auch treibende Kraft bei der Planung der Initiative Biodiversität im Rheinland, der die Botanischen Gärten Bonn, der Naturhistorische Verein der Rheinlande, die Biostation Bonn/Rhein-Sieg, der Kölner Zoo und natürlich das ZFMK angehören. Die Leitung hat Herr Prof. Wolfgang Böhme übernommen.

Die bemerkenswerten Fortschritte sind von vielen Schultern getragen worden. Es sind die engagierten Mitarbeiter des ZFMK, die sich für die gemeinsamen Ziele engagieren, die Mitarbeiter der Bewirtschaftung, der Verwaltung, der zentralen Einrichtungen und Werkstätten, und die Mitarbeiter in den wissenschaftlichen Sektionen. Es ist die Landesregierung, die Wissenschaft und Forschung gefördert hat, und es sind die Freunde des Museums, wie der Künstler Egbert Verbeek und die Mitglieder der Alexander Koenig Gesellschaft, denen ich an dieser Stelle danken möchte, nicht zuletzt mit dem Hinweis, dass der Aufwand sich lohnt, da die Fortschritte nachhaltig und weithin sichtbar sind.

Prof. Dr. J. Wolfgang Wägele