Die Tenture des Indes gehört zu den berühmtesten Wandteppichfolgen des Barock. In dem umfassenden Buch widmen sich Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen diesen aus Garnen gewirkten Bildern, auf denen sich eine exotische Bilderwelt entfaltet. Wunderbare Szenen mit Pflanzen und Tieren aus exotischen Lebensräumen enthüllen durch die dargestellten Details einerseits das gesellschaftliche Leben in ihrer Zeit anderseits auch mögliche Zusammenhänge der Geschäftswege an den Küsten Afrikas und Indiens.
Die Vorlagen für die Großen Wandbehänge entstanden auf Anregung des Grafen Johann Moritz von Nassau-Siegen, Gouverneur der niederländischen Kolonie in Nordost-Brasilien (1637 1644), der zahlreiche Künstler und Gelehrte um sich scharte und zwischen 1636 und 1644 auf verschiedene Entdeckungsreisen nach Afrika, Südamerika und dem Westlichen Indien ging. Auf diesen Reisen mit wissenschaftlichem und anthropologischem Forschungshintergrund begleitete ihn auch Albert Eckhout. Die vor Ort geschaffenen Skizzen dienten dem Künstler als Grundlage für Kartons (Vorlagen in Originalgröße zur Erstellung der Tapisserien), die Johann Moritz 1679 dem französischen König verehrte. Nach diesen Kartons wiederum ließ Ludwig XIV. ab 1687 in der Manufacture Royale des Gobelins acht Serien mit jeweils acht Wandbehängen wirken. Und ein halbes Jahrhundert später fertigten die Weber die Nouvelles Indes nach neuen Vorlagen von Alexandre-François Desportes, eines französischen Malers des Rokoko.
Der Band analysiert, erweitert und systematisiert die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der beiden Wandteppichfolgen. Unter Berücksichtigung von Vorläuferzeichnungen sowie verschollen geglaubten Tapisserien untersuchen Beiträge die naturgetreuen Darstellungen der farbenprächtigen Flora und Fauna auf den Wandteppichfolgen und entschlüsseln die Bedeutung der fremdartigen Objekte.
Das Buch kann im Museum erworben werden: 376 Seiten mit 189 farbigen Abbildungen, 23 x 30 cm, Hardcover, 2 Lesebändchen, ISBN: 978-3-422-07354-8 Preis (inkl. MwSt): 48,00 €
Dr. Katharina Schmidt-Loske arbeitet leitet das Biohistoricum am ZFMK, das eine einzigartige Schnittstelle für die Überschneidungen von Geistes- und Naturwissenschaften darstellt. Sie promovierte an der Universität Bonn mit dem Thema »Die Tierwelt der Maria Sibylla Merian. Arten, Beschreibungen, Illustrationen«.
Dr. Gerlinde Klatte war Lehrbeauftragte an der Universität Bonn. Sie unternahm zahlreiche Forschungsreisen an Orte mit Exemplaren der Tenture des Indes, zu themenrelevanten Ausstellungen, zu den »Libri Picturati«, zu Bergls Fresken und in Archive.
Dr. Helga Prüßmann-Zemper lehrte nach dem Studium der Romanistik und Pädagogik an den Universitäten von Heidelberg, Köln und Bonn
.
Das Wort Tapisserie leitet sich aus dem Französischen „le tapis“ ab und bedeutet Teppich. Als Tapisserien werden Bild- oder Wandteppiche bezeichnet, deren Kettfäden in der Regel aus Wolle gespannt sind, während als Schussfäden farbige Woll-, Seiden-, Gold- oder Silberfäden genutzt werden. Im Unterschied zum Weben werden die Schussfäden allerdings nie über die gesamte Gewebebreite geführt, sondern immer nur soweit, wie es die Zeichnung vorgibt.
Der Eintritt ist frei, auch Nichtjournalisten sind herzlich willkommen.