Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

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Groß, größer, Dinosaurier. Aus dem Labor der Gigantismus-Forscher – Gemeinsame Pressemitteilung des ZFMKs mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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24.09.2019
(Bonn, 24.09.2019) Das Zoologische Forschungsmuseum Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK, Museum Koenig) zeigt ab dem 28. September 2019 eine neue Ausstellung einzigartiger Dinosaurier-Skelette. Erstmals werden jetzt in Europa in Kooperation mit dem Sauriermuseum Aahtal bei Zürich insbesondere Dinosaurierfunden aus Europa gezeigt. Highlight ist das 27 m lange Originalskelett des Sauropoden “Arapahoe”, das längste Originalskelett eines Dinosauriers in Europa. Durch die außerordentlichen Schaustücke, darunter viele Original-Skelette, wird ein sonst schwer zugänglicher Forschungsbereich erlebbar: die Grundlagenforschung zum Thema Gigantismus. Die simple Frage ist, wie die Dinosaurier so groß werden konnten. Kurator der Ausstellung ist Prof. Dr. Martin Sander, Professor für Wirbeltierpaläontologie am Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn. Die Ausstellung läuft bis zum 21. Juni 2020.

(Bonn, 24.09.2019) 

Zur Pressevorbesichtigung und zur Eröffnung laden wir Sie herzlich ein:

Freitag, 27.09.2019

Pressevorbesichtigung: 17 Uhr

Prof. Dr. Bernhard Misof, kommissarischer Direktor des ZFMK, Prof. Dr. Martin Sander, Paläontologe an der Universität Bonn, Dr. Hans-Jakob Siber, Direktor Aahtalmuseum (Schweiz) stehen Ihren Fragen Rede und Antwort.

Eröffnung: 18 Uhr 

Die Ausstellung präsentiert die Gigantismus-Forschung: Wie konnten die Dinosaurier ihre einzigartige Größe erreichen? Das ist die Leitfrage der Wissenschaft, um die sich die kommende Schau im Museum Koenig dreht. Sauropoden oder Langhalsdinosaurier erreichten 80 Tonnen Lebendgewicht und wurden bis 40 Meter lang. Aber auch Raubsaurier wie Tyrannosaurus rex waren viel größer als heutige Raubtiere. Sauropoden waren die größten Tiere, die jemals über die Erde liefen und sie waren über die lange Zeitspanne ihrer Existenz von etwa 150-160 Millionen Jahren über die ganze Welt verbreitet. Langhalsdinos zählen also zu den höchst erfolgreichen Lebensformen überhaupt und sie waren nicht etwa eine Fehlentwicklung der Evolution.

Veranschaulicht wird das Ausstellungsthema durch das 27 m lange Originalskelett des Sauropoden “Arapahoe”, dem längsten Originalskelett eines Dinosauriers in Europa. Neben diesem Unikat wird auch ein kleines Jungtier, das Sauropodenbaby “Toni” gezeigt. Es ist mit zwei Metern Länge eher ein Riesenbaby. Die Ausstellung geht zurück bis zum Beginn des Gigantismus in der späten Trias-Zeit vor 220 Millionen Jahren, nämlich zum größten bekannten Plateosaurus-Skelett, das etwa acht Meter lang ist. Plateosaurus ist Vorfahre der Sauropoden, der an vielen Stellen in Mitteleuropa gefunden wurde. Tyrannosaurus rex wird in der Bonner Ausstellung repräsentier durch eine Kopie seines furchteinflößenden Schädels sowie durch ein Skelett (Abguss) des Jungtieres “Tinker”. Außerdem gibt es ein Skelett des Räubers Allosaurus und eines Stegosauriers zu sehen, die zusammen mit “Arapahoe” und “Baby Toni” ausgraben wurden.

Die Exponate stammen vor allem aus dem Sauriermuseum Aathal bei Zürich, das eine der besten Dinosaurier-Sammlungen Europas durch eigene Grabungen in den Jura-zeitlichen Ablagerungen von Wyoming (USA) zusammengetragen hat. Weitere Leihgeber sind das Sauriermusum Frick, ebenfalls Schweiz, und das Goldfuß-Museum der Universität Bonn. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Zusammenarbeit mit dem Institut für Geowissenschaften, Abteilung Paläontologie der Uni Bonn und dem Sauriermuseum Aathal, Schweiz.

Die Exponate der Ausstellung führen die Besucher zu den Fragen der Wissenschaft: Wie entstand der Gigantismus der Langhalsdinosaurier? Was ermöglichte ihn? Welche Forschungsergebnisse trugen zu den Antworten bei? Wie funktionierte der Organismus dieser größten Landtier? Einige Ergebnisse der Forschungsarbeit unter Leitung der Universität Bonn sind die wissenschaftliche Grundlage der Ausstellung. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft acht Jahre lang geförderten Forschungsprojekt wurde gezeigt, dass der Gigantismus der Sauropoden in ihrer einzigartigen Biologie begründet war. Im Museum Koenig ist zu sehen, dass sie eine Lunge wie die heutigen Vögel hatten, dass sie so schnell wachsen konnten wie heutige Säugetiere und dass sie aus erstaunlich kleinen Eiern schlüpften.

„Auch wenn das Museum Koenig keine eigene Paläontologie betreibt, so sind doch die Forschungsergebnisse von den Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unerlässlich“ freut sich Prof. Dr. Bernhard Misof, kommissarischer Leiter des ZFMKs über die spektakuläre Exposition in seinem Haus.

Im März 2004 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Forschungsgrupp 533 "Biologie der sauropod Dinosaurier: Die Evolution des Gigantismus" eingerichtet. Prof. Martin Sander von der Universität Bonn war ihr Sprecher bis zum Abschluss dieses Projektes im Jahr 2012. Die Ziele waren erstens, diese riesigen Fossilien als lebende Tiere zu verstehen und zweitens die Frage zu beantworten, wie sie ihre enorme Größe erreichen konnten. Die Datengrundlage bestand aus fossilen Skeletten, der Knochenmikrostruktur, fossilen Eiern und aus der Chemie der Knochen. Der Vergleich mit lebenden Tieren wurde ebenfalls herangezogen, etwa zur Verdaulichkeit von Futterpflanzen, von denen viele noch heute wachsen. Ein Ergebnis: Sauropoden waren als Individuen energetisch effizienter als andere Dinosaurier oder Säugetiere gleicher Größe. Die abschließende Forschungsperiode führte zu der Erkenntnis, dass dieser paläobiologischer Ansatz viel Potential für zukünftige Forschung zur Evolution der Tetrapoden bietet.

Prof. Dr. Martin Sander: „Indem Wissenschaftler die Faktoren verstehen und vermitteln, die den Gigantismus der Sauropoden ermöglichten, konnte geklärt werden, was die Körpergröße von Säugetieren begrenzte. Durch die Untersuchung von Dinosauriern lernten wir etwas über die Säugetierevolution im Allgemeinen und über uns Menschen. Die Erforschung des Dinosaurier-Gigantismus lässt uns die Welt nach den Dinos verstehen, zu der wir schließlich selbst auch gehören.“

 

Kontakt:

Dr. Andreas Archut

Dezernent / Pressesprecher der Universität Bonn

Tel. 0228/73-7647, Fax: 0228/73-7451

andreas.archut [at] uni-bonn.de

 

Sabine Heine

Pressesprecherin des ZFMKs

Tel: 0228 9122 215

E-Mail: s.heine [at] leibniz-zfmk.de

 

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist während der üblichen Öffnungszeiten des Museums Koenig zu sehen.

Kosten. Es gelten die üblichen Eintrittspreise.

 

 

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Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 93 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

 

Pressekontakt

Anna Margarethe Knopp
Ruth Moenikes-Peis

Tel.: +49 (0)228 9122 201
Fax: +49 (0)228 9122 202
E-Mail: secretary [at] leibniz-lib.de

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