Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

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SPINNEN UND SKORPIONE – EINE ERFOLGSGESCHICHTE DER EVOLUTION

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22.03.2017

(Bonn, 22.03.2017) Wenige Stunden vor Ausstellungseröffnung sorgte die weibliche Vogelspinne Theraphosa stirmi (Guyana) für eine Überraschung: Sie häutete sich, noch während die letzten Handgriffe an Vitrinen und Modellen getan wurden. Mit einem Einführungsvortrag des Kurators Dieter Scholz wurde die Sonderausstellung „Spinnen und Skorpione – Eine Erfolgsgeschichte der Evolution“ heute im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig eröffnet. Die Ausstellung spannt den Bogen vom Klischee der Giftspinnen und Skorpione bis zur wissenschaftlichen Systematisierung und dem aufkommenden Interesse an Vogelspinnen als Haustier. Die Sonderausstellung zeigt vom 23.03. bis 30.07.2017 mit lebenden Tieren die Erfolgsgeschichte der Evolution giftiger und harmloser Spinnen. In 80 Terrarien können die Besucher u.a. die brasilianische Vogelspinne Lasiodora klugi  - eine der größten Spinnenarten der Welt – ebenso betrachten wie das 100fach vergrößerte Modell der Zwergspinne Walckenaeria acuminata. Zusätzlich erläutern Schautafeln und Videosequenzen die Welt der Spinnentiere. In begleitenden Vorträgen berichten Wissenschaftler über Highlights in der Spinnenforschung, den medizinischen Nutzen für den Menschen oder das Liebesleben der Spinnen.

Lasiodora difficilis zfmk

Lasiodora difficilis aus Brasilien

„Spinnen vertilgen im Jahr 400 bis 800 Millionen Tonnen Insekten und sorgen so für ein ökologisches Gleichgewicht. Ungefähr genauso viel Fleisch und Fisch verzehrt die menschliche Bevölkerung jährlich“, erklärte Dieter Scholz im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere den Nutzen der Spinnen und bezog sich auf eine aktuelle Studie von Zoologen der Universität Basel und der schwedischen Universität Lund.

Peter Klaas, Leiter des Insektariums im Kölner Zoologischen Garten, übernahm die Beschaffung des gesamten lebenden Inventars, die Aufstellung und Einrichtung der Terrarien mit Hilfe eines grenzüberschreitenden Netzwerks von Spezialisten.

„Für diese Ausstellung habe ich unseren Spinnenfachmann gern freigestellt“, schilderte Professor Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos.

Neun Themenblöcke geben dem Spinnenfreund Einblick in die Vielfalt der Erscheinungsformen von Spinnentieren. Aber auch Besucher, die sich aufgrund einer ausgeprägten Spinnenphobie (Arachnophobie) nur mit Widerwillen den Spinnen und Skorpionen nähern, haben die Gelegenheit, durch eine Glasscheibe getrennt, die Exotik der Tiere auf sich wirken zu lassen.

Nicht nur in Psychologie und Aberglaube spielen Spinnen und Skorpione eine bedeutende Rolle. Die Besucher können im Forschungsmuseum Alexander Koenig in einer von der Biologin Dr. Sarah Strauß  konzipierten Vitrine modellhaft verstehen, wie die Gewinnung von Spinnenseide funktioniert.

Die extrem reißfeste und dehnbare Spinnenseide bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der regenerativen Medizin. Das Spider Silk Laboratory der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover züchtet die weibliche Nephila edulis – eine große australische Seidenspinne - im eigenen Labor und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Einsatz natürlicher Spinnenseide als medizinisches Material der Zukunft.

Ist es Furcht oder Angst, die einen Menschen wegen einer Spinne in der Zimmerecke in die Flucht treiben können? Ein Themenblock  beschäftigt sich mit Ausprägungen von Phobien und deren Therapiemöglichkeiten. Eine davon könnte der Besuch der Ausstellung sein, denn eine Konfrontationstherapie führt bei 80 Prozent der Fälle zu deutlichen Verbesserungen.

Auf die Haltung und Zucht von Spinnen für den Handel konzentriert sich ein weiterer Themenkreis. Im Internet, auf Messen und in lokalen Foren werden Spinnen aus aller Welt zu beträchtlichen Preisen angeboten. Vor Ort kommen Liebhaber großer Spinnen auf ihre Kosten: Die die größten Spinnen der Welt enthaltende Gattung Theraphosa  aus Guyana, Brasilien und Venezuela ist mit allen drei Arten vertreten.

Semringurus vachoni, zfmk

Semringurus vachoni, verbreitet in den USA

Auf acht Beinen unterwegs – umfangreiches Begleitprogramm

Vorträge und ein viertägiger Kinder-Workshop in den Osterferien ergänzen die Ausstellung. Hier erfahren die jungen Museumsbesucher, wozu eine Spinne acht Beine braucht oder erfinden mit Knete, Pappe und Draht neue Spinnen- und Skorpionarten. (Anmeldung über bonn.leibniz-lib.de). Außerdem können Führungen und Kindergeburtstage gebucht werden.

Wie sich Spinnen vor ihren eigenen tödlichen Beutefangfäden schützen, erläutert Prof. Dr. Christian Kropf von der Universität Bern anhand noch unveröffentlichter Forschungsergebnisse (28.06.2017).

Selbst die Wissenschaftlerin Sabine Liebsch musste ihre Spinnenphobie überwinden, bevor sie die Eigenschaften von Spinnenseide erforschen konnte. In ihrem Vortrag (12.07.2017) beleuchtet sie die Einsatzmöglichkeiten von Spinnenseide für die Unterstützung regenerativer Prozesse von Nerven und Haut oder die Rekonstruktion von Knorpeln und Knochen.

Zuvor werden Dr. Rainer Foelix, Aargau (19.04.2017) Highlights aus 50 Jahren Spinnenforschung präsentieren und Prof. Dr. Gabriele Uhl, Zoologisches Institut und Museum der Universität Greifswald, über das Liebesleben der Spinnen berichten (17.05.2017).

Kuratiert wird die Ausstellung von Dieter Scholz, einem engagierten Mitglied der Alexander-Koenig-Gesellschaft und Hobbyarachnologe.

Pressekontakt

Anna Margarethe Knopp
Ruth Moenikes-Peis

Tel.: +49 (0)228 9122 201
Fax: +49 (0)228 9122 202
E-Mail: secretary [at] leibniz-lib.de

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