Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels

ist ein Forschungsmuseum der Leibniz Gemeinschaft

ENTERVENTIONALE#2020

Landmark & Oh Jehova, quam ampla sunt tua opera!

Reiter

Info
Laufzeit: 
15.01.2020 bis 29.03.2020
Austellungsart: 
Kunstausstellung

Die ENTERVENTIONALE ist das erste Verbundprojekt der Museumsstudien Bonn und vernetzt als interdisziplinärer Ausstellungsparcours Universität, Museen, Kulturinstitutionen und Off-Spaces der Stadt. Unter dem Motto ALLES IST JETZT treten zum Beethovenjubiläum 2020 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler in einen Dialog mit historisch geprägten Sammlungen, werden Orte in der Stadt umformuliert oder mit Klanginstallationen neu formatiert.

 

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Landmark

Das Trassier- oder Warnband, wie es auch genannt wird, dient in seiner ursprünglichen Funktion zur räumlichen Absperrung von Einsatz- und Gefahrstellen – als optische Warnung und Markierung von nicht zu betretenden Orten. Im Straßenbau oder auf Baustellen gebietet es „Halt!“, „nicht weitergehen“, „Gefahr“. Diese Botschaft ist für ein Museum jedoch eher ungewöhnlich, sind schließlich die Räumlichkeiten dazu gedacht, sie zu erkunden und neue Erkenntnisse zu gewinnen.

In seiner Reihe „Landmark“, die der Künstler seit 2016 verfolgt, greift Uribe-Castro temporär in bestimmte Orte ein. Hierbei nutzt er bewusst das uns bekannte Warnsignal als Zeichen von Veränderung, um uns innehalten zu lassen. Zum Einsatz kommen die „Landmarks“ daher vorrangig in öffentlichen Gebäuden, um ihren historischen und/ oder politischen Hintergrund (erneut) in den Fokus zu setzen.

 

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Oh Jehova, quam ampla sunt tua opera!

Aufgrund der goldenen Schrift im Foyer des Museums „Oh Jehova, wie zahlreich sind deine Werke“ (Psalm 104:24) regte er einen Austausch zwischen der Schloßkirche der Universität und dem Museum Koenig an: Für die Dauer von sechs Wochen ziehen Vogelpräparate – vom Andenkondor bis zum Goldkuckuck – in das klassizistische Kirchengebäude aus der Zeit der Aufklärung. Uribe-Castro bringt so Arten in den Sakralraum, die bedroht sind, aufgrund direkt menschlicher Dezimierungen oder Folgen unserer Lebensweise: Oh Mensch, wie zahlreich sind Deine Werke?

An den jeweiligen Ausstellungsorten sind innerhalb des Museumsrundgangs nachgebildete Drahtvögel eingezogen, verhangen unter Stoff. Die herunterhängenden Tücher erinnern einerseits an die Depots abgestellter Objekte oder an Häuser, die nach dem Sterben ihrer Besitzer verwaist sind. Andererseits werden in religiösen Kontexten Heiligenfiguren oder Kreuze zu bestimmten Zeiten mit Stoff verhüllt und so den Gläubigen der Anblick verwehrt, um die Bedeutung in Erinnerung rufen und beim Wieder-Sehen hervorzuheben. Das Heilige ist das Sakrale, das nicht Berührbare oder Anzurührende: touche pas. C‘est sacré. „Jehovas Werke“ scheinen uns nicht heilig genug zu sein – oder erst dann, wenn sie nur noch als Präparate oder verhangene Schatten ableben.

 

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Roberto Uribe-Castro

Die Arbeit Uribe-Castros für diese ENTERVENTIONALE verbindet die Orte und Institutionen, das Forschungsmuseum Koenig und die Schlosskirche, diametral miteinander. Die ausgewählten Tiere tragen einerseits für den Künstler persönlich, andererseits kulturspezifisch, unterschiedliche symbolische Bedeutung. So transportiert der Andenkondor indianische Werte, deren Bedeutung mit der Entstehung der Erde tief verbunden sind. Nach Uribe-Castro sind dies Werte, die vor allem in aktuellen Klima- und Umweltdebatten Notwendigkeit tragen müssten.

Uribe-Castro fragt danach, woran wir glauben. Er stellt unsere Werte in Frage und versucht durch Leerstellen Emotionen zu bewirken, die uns daran erinnern, in welcher Welt und nach welchen Maßstäben wir leben wollen. Er formuliert: „Die Verbindung zwischen den beiden Orten zwingt die Öffentlichkeit, sich zwischen verschiedenen Räumen zu bewegen. Jeder von ihnen entspricht einer anderen Vision und einem anderen Weltverständnis. Doch heute, angesichts der Dringlichkeit, die unter anderem durch Naturkatastrophen entsteht, geht es mehr um das, was uns verbindet als um das, was uns trennt.“

Roberto Uribe-Castro, geboren 1974 in Bogotá, Kolumbien, arbeitet und lebt derzeit in Berlin.

Weltweite dramatische Herausforderungen – von Klimawandel über Umweltverschmutzung bis Artensterben – sind die Themen der internationalen Installationen und weiteren Enterventionen von Uribe-Castros.

 

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